Der Wolf in der Eifel

Bei Durchreisenden war die Eifel früher nicht sehr beliebt. Sie galt als düsterer, unkultivierter Landstrich, den man besser zu meiden, als zu besuchen hatte. So schreibt Johann Nikolaus Becker, der 1799 die Eifel zu Fuß durchquerte, in einem Brief an einen Freund in Paris, ohne Führung sei es kaum möglich sich zurecht zu finden. Und erst die Winter! Sie seien so hart, dass die gesamte Landschaft mit einer dicken Schneeschicht überzogen und somit vielerorts ein Durchkommen unmöglich sei. Doch gerade dann lauere in den Wäldern eine große Gefahr: Reißende Wölfe, „die in den hellen Winternächten mit grässlichem Gebrüll die  öden Wälder durchstreichen und die Gegend rund umher mit Schrecken erfüllen.“ 

 

Bis zum 19. Jahrhundert wagten sich Wolfsrudel in solch harten Wintern bis in die Nähe der Eifeldörfer. In Hungers- und Kriegszeiten häuften sich Nachrichten von Wolfsüberfällen, dann wenn den Wölfen andere Beute fehlte.

 

Die Kölner Annalen berichten 1197 von einer großen Wolfsplage an der Mosel, die mehrere Menschenopfer gefordert haben soll, so dass kurz darauf als Schutz-vorkehrung die Trierer Wolfsprozession ( statio luporum ) ins Leben gerufen wurde. Sie führte abwechselnd entweder nach Echternach oder Temmels und fand ganztägig zwischen dem ersten Sonntag nach Ostern und der Bittwoche vor Christi Himmelfahrt statt, meist war es der Mittwoch nach dem Sonntag Jubilate. Auch wenn sich im 16. Jahrhundert anstatt der langen Pilgerwege stadtnahe Ziele wie Euren durchsetzten, so wurden diese Wolfsprozessionen doch bis zum franzö-sischen Einmarsch 1794 beibehalten.

 

Heute wurde das Bild vom bösen Wolf weitgehend korrigiert. Da Wölfe vom Aus- sterben bedroht sind, stehen sie seit den 1970er Jahren international zunehmend unter Schutz. Geschichtsforscher haben herausgefunden, bei näherem Hinsehen entbehren die meisten Gruselgeschichten jeder Grundlage. Wie war das nochmal: „Milljunen“, sagt der Trierer. Vielleicht hatte man im Eifel- Mosel-Gebiet eben etwas den Hang zur Übertreibung. Hunderte von Menschen sollen laut Volksmund der Bestie zum Opfer gefallen sein. Nachweislich kamen im Eifelraum allerdings nur wenige Menschen durch Wolfsattacken ums Leben, und diese Wölfe hatten alle die Tollwut. Dennoch hatte die panische Angst vor dem Wolf natürlich einen Grund. Wenn Wölfe in bitteren Zeiten eine Kuh oder mehrere Schafe rissen, dann bedeutete es für den armen Eifeler eine Katastrophe, oft drohte einer Familie der Hungertod.

 

Dabei blieb dem Wolf gar keine andere Wahl, als sich das Vieh zu holen, da im Mittelalter Rehe und Hirsche allmählich rar wurden. Bis in die spätrömische Zeit des 4. und 5. Jahrhunderts boten die riesigen Eifelwälder dem Wolf noch einen geschützten Lebensraum. Damals waren lediglich die Wittlicher Senke und das Bitburger Gutland besiedelt, der Rest von Eifel und Ardennen war undurchdring- liche Wildnis. Doch im 7. und 8. Jahrhundert zog die fränkische Landnahme mit dem ständigen Schaffen neuer Siedlungsflächen die Rodung weiter Wälder nach sich. Durch die Ausbreitung der Landwirtschaft und den starken Bevölkerungs- anstieg um die Jahrtausendwende wurde der Lebensraum für das Wild immer knapper. Hinzu kam, dass die herrschenden Feudalherren die Eifelwälder als Jagd- gebiet nutzten und ihren Untertanen erlaubten, das Vieh auf offene Waldweiden zu treiben. Notgedrungen wurden die Wölfe zum Feind des Menschen, was zu grausamen Hetzjagden und schließlich zu ihrer Ausrottung führte.

 

Mittlerweile sind die Wölfe in die Eifel zurückgekehrt. Doch leben sie heute in einem Gehege. Das größte Rudel Westeuropas ist heute auf der Kasselburg in einem 10 ha großen Gelände untergebracht. Und sollte es doch einmal zu einer Begegnung mit einem Wolf kommen, ( was äußerst selten ist, da Wölfe von sich aus den Menschen lieber meiden ), hier die Tipps aus der Lausitzer Region, wo mehrere Wolfsfamilien bereits wieder in freier Wildbahn leben :

 

Langsam zurückgehen und sprechen. Nicht rennen!

Wenn ein Wolf wider Erwarten folgt, stehen bleiben und ihn einschüchtern indem man sich groß macht. In die Hände klatschen, ihn laut und bestimmt wegjagen. Eher auf das Tier zugehen, als von ihm weg. Nicht anfüttern oder anlocken. Dem Wolf mit Respekt begegnen.

 

Quellen:

Hubert Pitzen, Von Wölfen und Hunden in der Eifel, Aachen 2001

Wikipedia


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